Polarität und Dualität

    Gut und Böse - Der Fall aus dem Paradies

    Gut und Böse als zwei Seiten der DualitätGibt es "Gut und Böse" wirklich? Ist "das Gute" das Gegenteil von "dem Bösen" und ist "das Böse" das Gegenteil von "dem Guten"? Bedingen beide sich gegenseitig, wie das Symbol des Tao es anzudeuten scheint? Oder irren wir uns möglicherweise, wenn wir glauben, dass das Böse ein "notwendiger Teil des Ganzen" ist? 

    Wenn wir dieser Frage nachgehen, müssen wir uns zunächst einmal darüber einig werden, aus welcher Bewusstseinsebene, oder besser gesagt, aus welcher Realitätsebene heraus wir diese Frage betrachten wollen.

    Je nachdem, von welcher Betrachtungsebene wir ausgehen, werden wir nämlich ganz unterschiedliche und scheinbar einander widersprechende Antworten auf diese Frage erhalten. 

    Gibt es "Gut und Böse" als Zweiheit auf der Ebene Gottes, auf der Ebene des Absoluten?

    Schauen wir uns zunächst einmal die Ebene des Absoluten an, die Ebene, auf der Gott in seiner reinen Essenz als "Ich bin, das ich bin" residiert. Auf dieser Ebene gibt es nichts anderes, als Gott, Alles ist in seiner Essenz reines Licht und reine Liebe. Alles ist absolut mit allem verbunden - EINS.

    Auf dieser Ebene gibt es nichts außerhalb von Gott, und daher kann es auch kein "Gegenteil" von Gott, keinen "Gegenspieler" von Gott geben. Anders ausgedrückt: Auf dieser Ebene gibt es nur das Gute im absoluten Sinn. Und die logische Schlussfolgerung daraus ist: Es gibt auch keinen "Teufel".

    Insbesondere gibt es keinen Teufel, der in der Lage wäre, auf irgend eine Weise eine Bedrohung für Gott darzustellen, oder der gar einen Endkampf "Gut gegen Böse" anzetteln und diesen womöglich auch noch gewinnen könnte. 

    Daraus können wir schließen: Das gesamte Universum, die gesamte Schöpfung ist in absoluter Sicherheit!

    Wenn wir uns dies bewusst machen, erkennen wir, dass es auch keine Hölle als "von Gott getrennter Ort absoluter Qual" geben kann, in die Gott die Wesen hineinschickt, die "seinen Geboten nicht gehorchen". Dieser Ort müsste ja wieder außerhalb von Gott sein. 

    Noch eine logische Schlussfolgerung, die wir alleine aus gesundem Menschenverstand heraus ziehen können: Wenn Gott im Absoluten ALLES ist, WAS IST, und wenn Gott reine Liebe und reines Licht ist, wie sollte es dann möglich sein, dass es in Gott eine Hölle oder gar einen Ort des Bösen gäbe? Das wäre ja nur möglich, wenn das Böse "in Gott" wäre! Das schließt sich von vorneherein aus. 

    Also können wir ganz sicher sein: Im Reich des Absoluten, im sich-absolut-bewussten-Bewusstsein-und-Gewahrsein-Gottes existiert "kein Böses". 

    Gut und Böse als Zweiheiten innerhalb der Dualität

    Doch die Sache sieht schon anders aus, wenn wir uns aus dem Reich und Gewahrsein des Absoluten herausbegeben und uns dafür in das Reich der Dualität hineinbegeben. Hier machen wir tatsächlich die Erfahrung, dass es "das Böse" und "das Gute" als zwei Seiten einer Polarität gibt. Oder korrekter gesagt: Als zwei Seiten einer Zweiheit.

    Differenzieren wir hier: Polaritäten sind zwei einander gegenüberliegende Seiten des selben Aspektes. Zum Beispiel sind "männlich" und "weiblich" zwei Seiten des Aspektes "Geschlechtlichkeit". "Nordpol" und "Südpol" sind zwei Seiten des Aspektes "Magnetismus" oder zwei gegenüber liegende Punkte eines Planeten, die auf der zentralen Drehachse der Eigenrotation liegen. Noch ein Beispiel: "Plus" und "Minus" sind zwei Seiten des Aspektes "elektrische Ladung". "Tag" und "Nacht" sind zwei polare Aspekte des Tagesverlaufes, die sich aus der Rotation eines Planeten in Bezug zu seiner Sonne ergeben. Und es gibt noch relative Polaritäten, z.B. "warm" und "kalt" oder "groß" und "klein", "hell" und "dunkel". Alle diese Polaritäten bedingen sich gegenseitig, weil sie immer in Beziehung zueinander stehen und der eine Pol nicht ohne den anderen sein kann. 

    Und was ist nun mit "Gut und Böse", "Wahrheit und Lüge"?

    Beginnen wir bei "Wahrheit" und "Lüge". Auf den ersten Blick haben wir es hier auch scheinbar mit Polaritäten zu tun. Doch wenn wir genau hinschauen, bemerken wir den Unterschied: Die Lüge ist die Verleugnung der Wahrheit. Die Wahrheit ist aber nicht die Verleugnung der Lüge, sondern Wahrheit ist schlicht und einfach die Wahrheit.

    Probieren wir es jetzt einmal mit "Gut" und "Böse". Das "Böse" entsteht aus der Verleugnung des Guten, speziell aus der Spaltung, die entsteht, wenn wir das Licht, die Einheit mit Gott und mit allem, was ist leugnen. Indem wir in diese eingebildete Spaltung hineingehen, erzeugen wir überhaupt erst die Ursache, aus deren Konsequenzen sich eine (scheinbare) Notwendigkeit des Bösen ergibt.

    Die Spaltung, der Glaube des Getrennt-Seins von Gott, ist nicht real, denn es ist schlicht unmöglich, von der Quelle getrennt zu sein; jedoch können wir uns vorstellen, wie es wäre, wenn wir von der Quelle getrennt wären!

    Solange wir bewusst an unsere Göttlichen Quelle angeschlossen sind, haben wir alles, was wir brauchen. Wir werden von der Quelle selbst getragen und genährt, weil sie unser Schöpfer ist. Wir sind IN DER QUELLE. Doch wenn wir uns von der Quelle abwenden und uns einbilden, dass sie nicht da wäre, DANN bekommen wir ein Problem: Wir sind plötzlich auf uns alleine gestellt und müssen die Energie, die unser Überleben sichert aus anderen Quellen nähren. Wir beginnen daher, um die verbleibende Energie auf allen möglichen Ebenen zu streiten - das Böse ist entstanden und damit die "Aufspaltung in Gut und Böse", aus dem Glauben, dass wir nur so bekommen können, was wir zum Überleben brauchen. 

    Das Böse ist also der Gegenpart des Guten; es entsteht aus dem Glauben an die Abwesenheit des Lichtes, die Abwesenheit der Quelle. Schließlich beginnen wir sogar, uns über die Quelle, über Gott zu stellen - mit verheerenden Konsequenzen. Ist das Gute nun das Gegenteil des Bösen? Nein, denn das Gute ist die Essenz allen Seins. Das Gute existiert aus sich selbst heraus und braucht kein Gegenteil, um zu sein. 

    Die Selbst-Rechtfertigung des Bösen als Ermöglicher des Guten?

    Wenn wir uns auf die menschliche Erfahrungsebene innerhalb der Dualität begeben, erleben wir oft, dass die Existenz des Bösen zur Rechtfertigung wird, Böses (Krieg, Vernichtung) anzuwenden, um das Böse zu bekämpfen. Bestimmte New-Age Gruppierungen behaupten sogar, wir müssten das Böse lieben, weil ohne das Böse das Gute nicht möglich wäre! Das ist ein gefährlicher Irrtum, weil es in seinen Schlussfolgerungen Handlungen ermöglicht, die eindeutig nicht das höchste Wohl aller bewirken. Eine solche Auffassung beruht auf einem Bewusstseins-Irrtum, dem Glauben, alles lieben und akzeptieren zu müssen (und dann eben auch das Böse). 

    Die Transzendierung der Dualität in uns

    Mit der Aussage, dass wir das Böse umarmen und annehmen sollen, hat es etwas ganz anderes auf sich. Und das hat mit dem ersten Universellen Prinzip, dem Prinzip des Geistes zu tun: Wir können nur etwas erschaffen und in unsere Realität bringen, wenn es vorher als Idee, als Gedanke in uns war. Im Umkehrschluss kann es nichts in unserer Erfahrung, in unserer Welt geben, was nicht auch seine Entsprechung, seinen Ursprung in uns selbst hat.

    Das bedeutet, dass wir die Erfahrung des Bösen nur dann machen können, wenn wir das Böse auf einer bestimmten Ebene (und sei es in früheren Inkarnationen) selbst mitermöglicht, miterschaffen haben. Beide Seiten der Zweiheit "Gut-Böse" sind also in uns selbst bereits vorhanden, denn sonst hätten wir diese beiden Seiten nicht bereits erfahren.

    Lehnen wir "das Böse" ab, indem wir es bekämpfen, so kämpfen wir auf gewisse Weise auch gegen den Teil von uns selbst, der einmal an die Existenz des Bösen geglaubt hat und es damit erst ermöglicht hat. Das heißt: Wir müssen diesen Teil von uns erst einmal annehmen, und das ist nichts anderes, als LIEBE. Der Grund ist ganz einfach: Erst dann, wenn wir das Böse in der Welt als einen Teil von uns selbst erkennen, dessen Ursache wir sind (und sei es im Sinne der kollektiven Schöpfung), übernehmen wir damit auch selbst unseren Teil an Verantwortung für dessen Existenz. Und erst damit kommen wir in die Macht, das Böse zu verändern, indem wir es aufheben. Wir können nur das verändern, was wir selbst (mit)erschaffen haben. 

    Dieses Prinzip gilt übrigens auch für unser gesamtes Leben: Nur wenn wir die totale Verantwortung übernehmen, nehmen wir unsere Schöpfermacht an, die Kraft, die wir brauchen, um alles zum Höchsten Wohl für alle einschließlich uns selbst zu verändern. 

    Wenn wir die Existenz von Gut und Böse betrachten, müssen wir uns also dessen klar werden, dass diese als Zweiheit nur innerhalb der Dualität, der Illusion der Abgetrenntheit von Gott entstehen konnte. 

    Kommen wir zu der Frage, wie wir das Böse auf der Welt "besiegen" können. Tatsächlich können wir das Böse in der Welt nicht "besiegen", weil das Wort "Sieg" impliziert, dass ein Kampf vorausgeht, und das impliziert, dass es überhaupt etwas gibt, gegen das gekämpft und gewonnen (oder verloren) werden kann. Versuchen wir also, das Böse zu besiegen, indem wir es "bekämpfen", bringen wir es erst in die Realität.

    Wir tun dies, weil etwas zu bekämpfen bedeutet, dass wir es für real halten und dass wir es gleichzeitig als Bedrohung für uns empfinden. Beides ist ein Irrtum, denn im Absoluten, also im Reich Gottes gibt es das Böse nicht, und auch können wir nicht bedroht werden, weil wir als Teil Gottes ewig sind. Kämpfen wir gehen das Böse im Sinne eines Teiles einer Polarität, so "polarisieren" wir: Wir schieben die beiden Pole (oder besser gesagt "Zweiheiten") Gut und Böse auseinander, vergrößern damit die Spannung zwischen Gut und Böse und verstärken somit sogar das Böse.

    Eine weitere Folge des Kampfes gegen das Böse ist, dass wir uns als "Vertreter des Guten" als machtlos, als ohnmächtig erfahren. Wir gewinnen dadurch sogar den Eindruck, dass - im übertragenen und damit sogar im wortwörtlichen Sinn - Gott "schwächer" ist als der Teufel. Ein Punkt für die "Vertreter des Bösen", die glauben, mehr, größer und mächtiger als selbst Gott zu sein. Tatsächlich können wir das Böse nur auflösen, indem wir es als Produkt einer illusionären Glaubenseinstellung erkennen und gleichzeitig als Teil einer Erfahrung, die wir als Menschen innerhalb der physischen Welt gemacht haben und machen annehmen. Der Kampf hört auf, wenn wir erkennen, dass ein Kampf nicht nötig ist. Dazu braucht es die Wiederherstellung des Bewusstseins, dass wir alle miteinander untrennbar verbunden und EINS sind.

    An dieser Stelle möchte ich auf die Vertreibung aus dem Paradies, auf den "Sündenfall", den Fall aus der Göttlichen Einheit eingehen. 

    Der Fall aus dem Paradies

    Wenn wir uns dessen bewusst werden, dass wir uns innerhalb der Dualität in einer illusionären Spaltung, einer eingebildeten Abspaltung und Abtrennung von Gott, befinden und erst dadurch die scheinbare Notwendigkeit des Bösen als "lebenserhaltende Maßnahme" erschufen, stellt sich uns unweigerlich die Frage, wie dies überhaupt geschehen konnte. 

    Nichts in der Göttlichen Schöpfung ist unvollkommen. Nichts Wirkliches kann bedroht werden. "Nichts Unwirkliches existiert. Hierin liegt der Friede Gottes.", so heißt es in "Ein Kurs in Wundern". Und dies bringt es auch wirklich auf den Punkt: Unsere "Erfahrung" der Abgetrenntheit von Gott, des Vertrieben-Seins aus dem Paradies IST eine Illusion. Sie IST unwirklich, nicht real.

    Wir können nicht bedroht werden, weil wir selbst von Gott erschaffen, eine Idee im Geist Gottes sind, die Gott daher nicht verlassen und niemals von Gott getrennt sein kann. Was für eine schöpferische Idee war es also, die unsere physische Erfahrung in der Dualität überhaupt nur möglich machen konnte? Es war die Frage nach der Erkenntnis von Gut und Böse, das "Essen von den Früchten des Baumes der Erkenntnis".

    Auf einer Göttlichen Ebene entstand innerhalb der Differenzierung der Schöpfung die Frage, was geschehen würde, wenn wir unseren Göttlichen Ursprung vergessen würden. Würden wir den Weg zurück in die Einheit wieder finden? Würden wir uns an unseren "Vater", an unsere Göttliche Quelle erinnern? Können wir durch dieses "Aventeuer" die Erfahrung machen, uns ganz bewusst für eine Wahl für die Göttliche Einheit entscheiden? Dazu müssten wir jedoch zuerst vergessen, WER WIR SIND, um uns erinnern zu können, WER WIR SIND.

    Der Fall aus dem Paradis war also unsere eigene Entscheidung, die Erfahrung einer Wahlmöglichkeit, eines Freien Willens machen zu können. Dazu mussten wir die Dunkelheit herbeibeschwören. Dies konnten wir nur, indem wir uns vom alles durchdringenden Licht Gottes abwendeten, die Göttliche Quelle als unseren Ursprung und Lebensgrundlage verleugneten und somit die Möglichkeit der Dunkelheit erschufen.

    Dunkelheit ist nichts als die Abwesenheit des Lichtes, die Leugnung des Lichtes. Und wir heben sie auf, indem wir uns schlicht und einfach wieder dem Licht zuwenden, die Leugnung Gottes rückgängig machen und uns daran erinnern, WER WIR WIRKLICH SIND. Wir werden so von unbewussten Schöpfern zu bewussten Schöpfern.

    Auf einer bestimmten Ebene wurde dieses "Experiment" also von Gott gebilligt, sogar erschaffen (denn nichts kann sein, was nicht auch im Geist Gottes ist). Auf der Absoluten Ebene ist ein Versagen, ein Mißlingen des Experimentes unmöglich, denn wir können uns zwar einbilden, von Gott getrennt zu sein, aber nichtsdestotrotz sind wir immer mit Gott verbunden, mit Gott EINS. 

    Wir heben das Böse also auf, indem wir uns an die allumfassende Wahrheit erinnern und diese in unserem physischen Leben verwirklichen, sie wahrhaftig LEBEN. Der Prozess der Vergebung ist ein Teil des Prozesses, der uns wieder in das Göttliche Gewahrsein zurückführt. Das Gesamte ist der Prozess der Sühne im Sinn der Ver-Söhnung, der Erinnerung, dass wir alle Söhne (und Töchter) Gottes und untereinander Göttliche Geschwister sind. Indem wir einander an unsere Höhere Wahrheit erinnern, "erwecken" wir uns gegenseitig und uns selbst aus dem Dornröschenschlaf, aus dem Traum(a) der Trennungs-Illusion.

    Das Nicht-Urteilen ist ein Werkzeug auf dem Weg der Rückkehr in das Göttliche Gewahrsein, denn indem wir andere Menschen oder bestimmte Umstände nicht verurteilen, erkennen wir an, dass diese mit uns EINS sind und korrigieren damit die Höhere Wahrheit. Das heißt nicht, dass wir im Physischen nicht handeln müssen, um Unheil oder durch Unbewusstsein erzeugte Realitäten abzuwenden, denn auch unsere Handlungen erinnern unsere "Mitspieler" an die Höhere Göttliche Wahrheit. Es sind also zwei Ebenen, die das Böse aufheben und die Welt erlösen: Die Ebene des Höheren Bewusstseins, auf der wir die Einheit von ALLEM anerkennen, auch den Anteil des Bösen, den wir selbst in unserem Alptraum erzeugt haben, und die Ebene unseres physischen Seins, auf der wir gemäß dem neuen Bewusstsein handeln und damit keine destruktiven Realitäten mehr erschaffen.

    Ich wünsche Dir auf Deinem Weg der Bewusstwerdung alles Gute! Und solltest Du auf Deinem persönlichen Weg der Meisterschaft Unterstützung und Hilfe brauchen, bin ich auf Wunsch für Dich da.

    Bildquelle: © Martin Heinz

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